Vor vielen hunderten von Jahren stieß der riesige Adler Falîr mit seiner Frau, der Eulenmutter Glediel vom Himmel über dem Berge Nanur herab und errichtete hoch auf dem Gipfel dieses Berges seinen Thron.
Falîrs mächtige Schwingen verdunkelten die Sonne, den Mond und die Sterne. Wenn Falîr sich in die Lüfte herhob, konnte er gewaltige Stürme hervorrufen, die Berge und Täler entstehen ließen und gewaltige Flüsse und Seen aus dem Boden rissen. Mit seiner Macht ließ er Wälder und Wiesen gedeihen und formte das Land um den Berge Nanur, so wie er es wollte. Später, als er es für richtig ansah, ließ er die Menschen in sein Land. Diese vermehrten sich schnell und breiteten sich immer weiter aus.
Schließlich wurde es in dem Land zu klein für so viele Menschen und es brach Krieg aus. Falîr erschrak und wusste lange nicht, wieso die Menschen sich bekämpften und zerstritten. Doch als genug Blut geflossen ward, sprach seine Frau, die Eulenmutter zu ihm und sagte ihm, was zu tun sei.
Er sandte seine Söhne, Elas und Banthur, in das Land, welches den Berg Nanur umgab. Ihnen gelang es die Menschen um sich zu scharen und mit Ihnen zum Berge Nanur zu ziehen, wo Falîr und die Eulenmutter Glediel auf sie warteten. Falîr sprach zu den Menschen und versuchte Ihnen zu erklären, dass es nicht gut sei, sich zu bekriegen. Lange Zeit wollten die Menschen den großen Adler nicht verstehen, da wurde Falîr zornig und erhob sich in die Lüfte. Die Menschen bekamen große Angst und suchten Schutz unter den Schwingen der Eulenmutter. Glediel beruhigte die Menschen und zeigte Ihnen schließlich die Liebe.
Und so gelang es dem großen Adler und der Eulenmutter die Menschen durch Furcht und Liebe zu vereinen. Als die Menschen dies erkannten, waren Sie voller Dank. Sie errichteten an der Stelle des Thrones auf dem Gipfel des Berges Nanur den Tempel der großen Schwinge. Die Menschen nannten das Land fortan Ekurien, nach dem alten Wort für Schwinge (Ekur, n. = die Schwinge). Die Ekuren entwickelten sich zu einem großen Volk, welches friedlich und mit zunehmenden Stolz über ihr geschaffenes Reich das Land um den Berg Nanur bewohnte.
Falîr, seine Frau und seine Söhne wachten noch lange über ihr Volk und erfreuten sich an den Menschen, bis sie eines Tages die Erde verließen. Doch Falîr sprach zu den Menschen und sagte, dass er wiederkäme und stets ein Aug auf sie hätte.
Die Menschen waren traurig, doch versprachen sie, weiterhin friedlich in dem Land zu leben und den Tempel, das Andenken und den Glauben an Falîr und seine Familie zu ehren.
II. Das Zeitalter der Groß en Schwinge
Das Volk, welches das Land zwischen dem Großen Wasser und den Dunkelfelsen bewohnte und sich Ekuren nannte, war ein raues und erdverbundenes Volk. Es schätze die Kühle der Berge und die Frische des Windes, welcher durch die kargen Täler des Landes wehte.
Im Zeitalter der großen Schwinge befanden sich die Ekuren auf dem vorläufigen Höhepunkt ihrer Zivilisation. Dieses Zeitalter war vom ständigen Wachstum und zunehmendem Wohlstand geprägt.
Ekurien erlebte seine kulturelle Blüte. Die Städte entfalteten sich, große Landstriche wurden für die Landwirtschaft urbar gemacht, der Handel mit Ziegenkäse, Fellen und Whiskey, den Haupthandelsgut der Ekuren, florierte prächtig. Die neu gegründete Stadt Kliffsee am Großen Wasser, die über Bergpässe und den angrenzenden riesigen See leicht zu erreichen war, wurde zum Zentrum des Handels mit fernen Völkern. Der Einfluss fremder Kulturen war an diesem Orte im Gegensatz zum Rest des Landes sehr stark zu spüren. Die Ekuren der Stadt Kliffsee galten als die Aufgeschlossensten und wurde oftmals vom eigenen Volk, dass sich gern eher auf sich selbst besah, eher mit Missgunst betrachtet.
Der Tempel der großen Schwinge, deren Priester – auch als Eulen bezeichnet – zogen durch die Lande und erinnerten die Menschen an ihr Erbe. Und die Menschen nahmen dankbar den Segen der Eulen entgegen. Überall im Land entstanden über die Jahre kleine Tempel und Orte der Eintracht und des Glaubens. Diese Tempel dienten neben dem segenspendenden Beistand für die Menschen auch als Zentren der Wissenschaft und Gelehrigkeit.
In der Hauptstadt Wolkenthron, von der aus der Sage nach der Adler Falîr das Land Ekurien geschaffen hatte, regierten weise und mit dem Segen des Tempels der großen Schwinge ausgestattete Könige. Diese behaupten von sich aus, das Blute Falîerselbst fließe in ihren Adern. Die Könige wurden Primarchen genannt und gaben den Thron stets an ihre Söhne weiter. An ihrer Seite weilten jeweils für die Dauer von drei Jahren ein vom Volk bestimmter Ekure sowie ein vom Tempel entsandter Geistlicher, die den Primarchen als Berater dienten. Mit ihrer Unterstützung lenkten die Primarchen das im Aufschwung befindliche Volk.
Das Zeitalter der großen Schwinge bedeute für die Ekuren, die nicht viel besaßen aber dennoch gerne teilten, die die klare Bergluft liebten wie ihren Whiskey und die anderen Kulturen zwar skeptisch aber dennoch freundlich gegenüberstanden, ein großes Glück.
Dieses Zeitalter sollte für die Ekuren viele Jahrzehnte andauern ehedem die bestehende Ordnung sich so plötzlich und erschreckend gegen sie richtete.
III. Das Zeitalter der Eisernen Faust
Die Zeichen der Zeit hätte nicht deutlicher sein können. Denn es begab sich zu einer Zeit als Dürre und Armut in dem Land Ekurien herrschte. Seit mehreren Monden war der Wind erschlafft, der sonst für die frische Luft auf den kleinen Feldern des Landes gesorgt hatte. Die Sonne brannte in unbekannter Stärke und hinterließ vielerorts verdorrte Erde. Der sonst typische Regen, welcher für die Menschen und Tiere so wichtig war blieb aus.
In ihrer Verzweiflung wendeten sich das Volk an den Orden der Großen Schwinge und ihre Eulen. Doch auch dort gab es keine Lösung für ihre Sorgen. Das Volk spürte das es einen Ursprung für diesen Wandel des Landes geben musste und sie waren bereit alles dafür zu tun, ihr altes Ekurien wieder zu erlagen.
Schon seit langem störte sich die Handelsfamilie Niallus, die ihr Kontor in Kliffsee eröffnet hatte an der gerechten Verteilung der Handelsgüter unter dem Volk. Wieso sollten sie die Güter und das Gold, das sie durch den Handel mit den fremden Völkern in Kliffsee erwirtschaftet hatten teilen? Wieso sollten sie die Waren zu gerechten preisen anbieten und wie konnte es der Primarch wagen sie dazu zu zwingen ihr Nahrungsmittelreserven nicht zu überteuerten Preisen anzubieten?
Angeführt von dem schönen, wie auch listigen Soldan Niallus legte die Handelsfamilie ein geheimes Lager an, in dem sie die meisten Nahrungsvorräte vor dem hungernden Volk versteckte. Doch dies war nur der erste Schritt des niederträchtigen Plans. Mit der spitzen Zunge einer Schlange brachte Soldan Niallus das Volk immer weiter gegen den Primarchen und den Orden der Großen Schwinge auf. Er verbreitete das Gerücht, der König und die Eulen würde heimlich für sich Vorräte horten und sie nicht mit dem Volk teilen wollen. Als das Volk begann seinen Worten zu folgen ließ er nachts einige Kisten voller Essen und Wein in die Kammern der Königsburg und dem Tempel der Schwinge bringen. Als Soldan am nächsten morgen einen Teil des Volkes zur Burg und dem Tempel führte war es um den Glauben an den Primarchen und die Eulen geschehen. Die Verzweiflung der hungernden und leidenden Bevölkerung entlud sich als Wurt gegen die einstigen Regenten des Landes.
Der Primarch wurde gestürzt und der Glauben an die Große Schwinge schwand.
Dies war der Moment auf den Soldan gewartet hatte. Er selbst schwang sich zum vorüber gehenden Führer Ekuriens auf. Kurz nachdem der I. Despot Soldan Niallus seine Herrschaft ausgerufen hatte geschah das unerwartete. Der Regen und der Wind des Landes kamen zurück. Das Volk war sich sicher, die richtige Wahl mit dem Umsturtz des Alten und dem ernennen des Neuen getroffen zu haben.
Wie war jedoch Soldan Niallus an die Nahrungsvorräte gekommen? Durch seine guten Handelsbeziehungen sorgte er zwar für eine vorläufige Belieferung des Volkes mit Nahrung. Doch zu welchem Preis! Niemand war sich der Verträge bewusst, die Niallus mit den Händlern schloss um für Ekurien zu sorgen. Er verpflichtete sich dazu einen Teil des Volkes in die Sklaverei zu geben.
Um diesen Handel auch zu gewährleisten wählte er die fähigsten und skrupellosesten Männer Ekuriens aus und verlieh ihnen Anwesen und gab ihnen Titel, die sie von nun an führen sollten. Diese Titel sollten vom Vater zum Sohn weiter gegeben werden und so gewährleisten, dass die Stärksten und Besten über den einfachen Leuten stehen würden. Gemeinsam mit diesem neu geschaffenen Adel würde er, Soldan Niallus über sein Ekurien herrschen.
Das Volk merkte von dem langsamen verschwinden der ersten Sklaven wenig. Jede Kritik an der neuen Ordnung wurde durch den Adel und die neu gegründete Garde der Eisernen Faust zerschlagen. Den Tempeln der Großen Schwinge wurde keine Beachtung mehr geschenkt und so war es nur eine Frage der Zeit, bis der erste Tempel im Brand stand und in ihm die ersten Eulen bei lebendigem Leibe verbrannten. An stelle der Tempel wurden im gesamten Land Wehrtürme und Burgen errichtet von denen aus der I. Despot das Volk besser kontrollieren konnte. Die Eiserne Faust fegte durch das Land und war nach kurzer Zeit berüchtigt und gefürchtet. Wo immer der Glaube an die Große Schwinge gefördert wurde oder Ungehorsam bestand schlug sie fest zu. Das einst so friedliche und ruhige Land befand sich nun im Zeitalter der Eisernen Faust und ihrem starren Griff.
Die Herrschaft der Gewalt und Grausamkeit gegen das eigene Volk schien kein Ende nehmen zu wollen. Über Generationen stand die Familie Niallus an der Spitze des Landes und hielt die Zügel fest in der Hand. Doch auch wenn alle bekannten Tempel der Großen Schwinge geschliffen worden waren und der Widerstand vermeintlich im Keime erstickt wurde, so hatte die grausame Tyrannen Familie und ihre Lakaien nicht mit dem Willen des Volkes gerechnet, der im Untergrund noch immer ungebrochen war.
Seit Jahren schon lebte eine Gemeinschaft von gläubigen Anhängern der Großen Schwinge ein Doppelleben. Tagsüber unterwarfen sie sich der Eisernen Faust und gingen ihrem täglichen Handwerk nach. Doch wenn die Dämmerung der Nacht einbrach versammelten sie sich in Kellen und Scheunen um im Geheimen der großen Schwinge zu huldigen und das Wissen der alten Zeit an die nächste Generation weiter zu geben.
Über 3 Jahrhunderte wuchs die Gemeinschaft, die einst von vertrieben Eulen und getreuen des alten Königs gegründete wurde zu einer wahren Macht im Untergrund heran. Zeichen ihrer Einheit wurde der Ruf des Greifvogels „Hack“. Die militanten Anhänger nannten sich „Sturmbringer“, denn sie würden es sein, die mit der Hilfe des Landes selbst eine Wende herbeiführen und Ekurien von dem Tyrannen befreien würden.
Hitzige Gespräche waren bei diesen geheimen Treffen an der Tagesordnung. Die Nachkommen der Eulen waren sich sicher, dass man mit Vorsicht und langsam sehr langsam eine sanfte Wende herbeiführen sollte. Andere militantere Sturmbringer, die schon seit Jahren an den Waffen geschult worden waren, waren sich sicher, dass die Befreiung Ekuriens nur durch Gewalt und ein sofortiges Handeln herbeigeführt werden könnte.
Wie bereits in der Vergangenheit rechnete aber wieder kaum jemand mit dem unberechenbaren Land selbst. Dieses Land sollte erneut den Ausschlag für einen Wandeln innerhalb der Bevölkerung bedeuten. Gerade als der Streit über das Vorgehen gegen den Tyrannen am heftigsten wurde braute sich der Himmel über dem Land Ekurien zusammen.
Als würde sich eine gewaltige Schwinge ausbreiten zogen Wolken vor den Mond. Der eh schon starke Wind sauste nun noch heftiger durch die Täler und Bergkuppen. Donner grollte vom Himmel und die ersten Blitze sausten auf die Erde nieder. Als der Ruf eines Späher erklang, der davon berichtete das die Burg der Eisernen Faust so eben von einem Gewaltigen Blitz getroffen wurde und Teile der Befestigung in Brand steckten brach eine Euphorie unter den Sturmbringern aus. Die Eulen erkannten die Zeichen und deuteten den Sturm als Botschaft der Großen Schwinge sich gegen den Tyrann aufzulehnen.
Wie ein Laubfeuer breitete sich die Kunde über den Aufstand im ganzen Land aus. Angeführt von den Sturmbringern zog ein gewaltiger Tross von freien Ekuren auf zur Burg des Tyrannen Niallus und der Eisernen Faust.
Die Schlacht war grausam und blutig. Die gut ausgerüsteten Soldaten der Eisernen Faust hätten sicher ein leichtes Spiel gegen die Ausständigen gehabt, wenn nicht immer wieder Blitze in die Burg einschlugen und der Wind auf Seiten der Angreifer war. Vielen Eulen vollführten mächtige Rituale und schienen eins mit dem Sturm zu werden. Die Pfeile der Sturmbringer schienen vom Wind noch weiter getragen zu werden und immer ihr Ziel zu treffen. Die starren Reihen der dem Tyrannen treuen Soldaten lichteten sich immer weiter unter den anstürmenden Massen. Überall erklang das „Hack“!
Als die Nacht des Sturms sich dem Ende neigte war die Burg gestürmt. Die Eiserne Faust zerschlagen und der König geflohen.
Die Gemeinschaft der Sturmbringer und Eulen hatten in der Nacht des Sturms Ekurien aus dem Griff der Eisernen Faust befreit und stand nun vor den Trümmern, aus denen etwas neues geformt werden sollte.
V. Das Zeitalter des Dreigestirns
Von diesem Tag an schrieb man in Ekurien eine neue Zeitrechnung. Die Nacht des Sturms war nun eine feste Größe und sollte für immer im Gedächtnis der Menschen bleiben. Schon am ersten Morgen trafen sich die Führer der Eulen und Sturmbringer mit einem kurzfristig einberufenen Rat der freien Bewohner des Landes in der Stadt Wolkenthron.
Schnell war man sich einig. Wolkenthron sollte weiter die Hauptstadt des Landes sein und als Sitz des Rates dienen, der sich aus einer Eule, einem Sturmbringer und einem einfachen Bürger Ekuriens zusammensetzen würde. Allen Mitgliedern des Dreigestirns sollten die gleichen Rechte zustehen und gemeinsam sollten sie das Land in eine bessere Zukunft führen. Der Vorstand des Dreigestirns sollte immer derjenige Vertreter einer der drei Gruppen sein, der von der Großen Schwinge selbst bestimmt wurde. Nie wieder sollte sich das freie Ekurien unter einem Herrscher niederwerfen müssen.
So geschah es, dass die amtierende Eulenmutter Achela Schwarzauge den Vorstand des Dreigestirns übernahm. Den Sturmbringern wurde die alte Feste der Eisernen Garde übergeben. Diese sollte von nun an Sturmburg heißen und als Ausbildungsstätte und Sitz des Ordens fungieren. Einige der Soldaten, die früher der Eisernen Garde gedient haben schlossen sich den Sturmbringer an und garantierten, nachdem sie den Schwur auf die große Schwinge geleistet hatten, eine noch strengerer militärische Ordnung.
Das Dreigestirn beschloss weiter, dass Kundschafter in alle Himmelsrichtungen entsandt werden sollten. Für diese Aufgabe wurden die besten der Sturmbringer ausgesucht und zwei Jahre zu „Krähen“ ausgebildet. An die Seite eines jeden Krähentrupps sollte immer einer Eule reisen, da diese auch in der Ferne den Glauben an die Große Schwinge in der Truppe aufrechterhalten und unter den anderen Völkern verbreiten würde. Zudem würde sie beratend zur Seite stehen.
Ekurien würde sich der Welt öffnen zu ersten Mal in der Geschichte des Landes würde man versuchen Beziehungen zu den Völkern aufzubauen, die hinter den großen Gebirgen Ekuriens im dunkel lagen.
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